Medikamente stressfrei an Nagetiere verabreichen

Medikamente stressfrei an Nagetiere verabreichen
© Ginger Hobi-Ragaz und Stephan Läuppi

Ein Forschungsprojekt des NFP 79 arbeitet an der Etablierung der schonenden MDA-Methode als eine neue Standardpraxis für die orale Verabreichung von Arzneimitteln an Nagetiere.

Bei Tierversuchen werden den Tieren häufig Substanzen oral verabreicht, oft über eine orale Schlundsonde, was Stress und potenziell Verletzungen (etwa an der Speiseröhre der Tiere) verursachen kann. Als Alternative dazu hat das Team um Urs Meyer im Rahmen des NFP 79 – «Advancing 3R» die MDA-Methode für Nagetiere entwickelt. Bei dieser Methode, kurz für Micropipette-guided Drug Administration (mikropipettengeführte Medikamentenverabreichung), nehmen die Tiere die Substanz freiwillig und ohne Verletzungsrisiko über eine süsse Trinklösung, in diesem Fall Kondensmilch, zu sich. "Das Potenzial der nahezu stressfreien oralen Substanzverabreichung ist riesig", so Urs Meyer.

Das Ziel des Forschungsprojekts ist es, MDA als eine neue Standardmethode für die orale Verabreichung von Arzneimitteln an Nagetieren zu etablieren und die herkömmliche Methode der oralen Schlundsonde, wo immer möglich, zu ersetzen. Um dies zu erreichen, sammelt Meyers Team wissenschaftliche Daten für verschiedene Forschungsbereiche in der Schweiz, um zu zeigen in welchen Anwendungen (zum Beispiel mit welchen Substanzen) die Methode effektiv ist und wo sie im Vergleich zur oralen Schlundsonde an ihre Grenzen stösst.

Die Verbreitung der MDA-Methode wird durch verschiedene Initiativen des Forschungsteams gefördert, darunter soziale Medien, eine Website, Weiterbildungsangebote sowie Treffen mit verschiedenen Interessengruppen. Über diesen Weg sollen auch politische Entscheidungsträger:innen, Behörden und die Öffentlichkeit über MDA als 3R Alternative zur oralen Schlundsonde informiert werden.

Für die langfristige Etablierung der MDA-Methode ist deren Integration in Ausbildungsprogramme für Labortierkunde von grosser Bedeutung. Dies soll sicherstellen, dass zum Beispiel Tierpflegerinnen und Tierpfleger die Methode korrekt anwenden können. Deshalb arbeitet das Team eng mit Ausbildungsverantwortlichen in der Schweiz und Europa zusammen.