Braucht es eine ethische Neubewertung von 3R?

Seit der Einführung im Jahr 1959 hat sich 3R als vorherrschendes ethisches Prinzip in der Tierforschung etabliert. Von Forschenden wird erwartet, dass sie den Einsatz von Tieren in der Forschung ersetzen, reduzieren, verfeinern.

Gleichzeitig wird das 3R-Prinzip dafür kritisiert, Tierversuche prinzipiell zu verfestigen. Obwohl das 3R-Prinzip darauf abzielt, die Verwendung von Tieren in der Forschung zu reduzieren, beruht es auf der Annahme, dass es grundsätzlich ethisch vertretbar ist, Tiere in Versuchen zu verwenden, wenn der mutmassliche Nutzen für den Menschen überwiegt. Zudem gibt es unterschiedliche Auffassungen darüber, was mit 3R eigentlich gemeint ist: Nicht alle Forschenden verstehen zum Beispiel unter «Replace» die gleichen Ansätze und manches Studienprotokoll erwähnt zwar das 3R-Prinzip, aber wie das umgesetzt werden soll, bleibt unklar.

Aus ethischer Perspektive stellen sich daher verschiedene Fragen: Was denken die Forschenden über 3R? Was denkt die Öffentlichkeit darüber? Braucht es eine ethische Neubewertung? Diesen Fragen wird das Projekt EXPLOR3R nachgehen. «Es geht in unserem Projekt unter anderem um die Erforschung des Bewusstseins für 3R bei verschiedenen Stakeholdern, etwa bei Forschenden», so Kirsten Persson von der Universität Basel. «Dazu nutzen wir den Ansatz der experimentellen Ethik». Dabei verwendet die Forschungsgruppe fiktive Szenarien, um Studienteilnehmende herauszufordern, ihre moralischen Überzeugungen zu bewerten und zu analysieren, ob diese zum Beispiel von Vorurteilen überlagert werden. Kommen die Antworten «aus dem Bauch heraus» oder eher aus reflektierten und begründbaren Überzeugungen?

Aus den Ergebnissen wird die Forschungsgruppe Schlüsse ziehen für eine Neubewertung sowie mögliche Anpassungen vorschlagen. Gleichzeitig soll ein Instrument zur Kommunikation der 3R in der Öffentlichkeit entwickelt werden.

EXPLOR3R: Exploring 3R with experimental ethics