Fokus auf die Umsetzung: drei Implementierungsprojekte ausgewählt
Das Implementation Advisory Board (IAB) des NFP 79 hat drei Implementierungsprojekte zur Unterstützung ausgewählt. Damit soll die Umsetzung der Forschungsergebnisse gestärkt werden. Eine zweite Ausschreibungsrunde folgt im 2026.
Das IAB wurde im Verlauf dieses Jahres aufgebaut. Die Aufgabe dieses Fachgremiums ist es, die Forschungsgruppen des NFP 79 bei der praktischen Umsetzung der Forschungsergebnisse zu unterstützen. Alle Forschungsgruppen konnten dieses Jahr in einer ersten Ausschreibungsrunde Projekte einreichen, die dann in einem zweistufigen Verfahren analysiert und ausgewählt wurden. Insgesamt 12 Projekte wurden eingereicht. Diese drei Projekte haben die Jury am meisten überzeugt:
- Prävention und Behandlung von Mitgefühlsermüdung (compassion fatigue), um die Umsetzung von 3R zu unterstützen. Compassion fatigue ist ein bekanntes Problem vor allem bei jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie Tierpflegern, die regelmässig mit Versuchstieren arbeiten. Im Umgang mit Versuchstieren brauchen die Menschen die Fähigkeit, Mitgefühl zu empfinden. Zuviel Mitgefühl kann aber zu innerer Abstumpfung führen, zu Erschöpfung, zu Schlafstörungen etc. Compassion fatigue hat nicht nur Auswirkungen auf die betroffenen Menschen, sondern auch auf die Tiere. In der Schweiz ist die Problematik noch relativ wenig erforscht und es gibt nur wenige Kurse, die spezifisch die Situation in der Schweiz berücksichtigen. Ein Team um Aoife Milford von der Universität Basel möchte das ändern: Es wird im Rahmen dieses Implementationsprojektes zwei Kurse entwickeln spezifisch für Personen, die Tierversuche durchführen oder koordinieren. Das Ziel der Kurse besteht darin, die Teilnehmenden besser zu schulen, damit sie die Anzeichen von Compassion fatigue frühzeitig erkennen können und Massnahmen dagegen einleiten können.
- Das Recht zum Leben erwecken – Let the 3Rs talk. Die Schweiz verfügt über eine relativ klare Gesetzgebung im Bereich 3R, die festhält, dass ein Tierversuch unzulässig ist, wenn er gemessen am erwarteten Kenntnisgewinn dem Tier unverhältnismässige Schmerzen oder Schäden zufügt. Die grosse Herausforderung liegt darin, dass das Gesetz nicht konsequent umgesetzt wird, findet das Team von Margot Michel von der Universität Zürich. Um dies zu ändern, möchte das Team im Rahmen dieses Implementierungsprojektes eine Brücke bauen zwischen dem Rechtsbereich und den Naturwissenschaften. Dazu wird das Team unter anderem Podcasts und Videos produzieren, um die entsprechenden Stakeholder dabei zu unterstützen, das bestehende Gesetz umzusetzen.
- Ko-Kreationsworkshop – Einwilligung für Nutzung von Organoiden. Auf Organoiden (sogenannten Mini-Organe) ruhen grosse Hoffnungen: Sie sollen in Zukunft die Erforschung und Entwicklung von Medikamenten erleichtern und auf diese Weise Tierversuche reduzieren oder ersetzen. Allerdings gibt es noch verschiedene juristische Hürden, die geklärt sein müssen, unter anderem zur Einwilligung: Denn Patienten müssen ihr Einverständnis geben, damit aus ihren Zellen Organoide entwickelt werden können. Um diese Einverständniserklärung im Detail auszuarbeiten und den Prozess zu definieren, wird das Team um Alfred Früh von der Universität Basel ein Ko-Kreationsworkshop durchführen – gemeinsam mit wichtigen Stakeholdern aus Verwaltung, Patientenorganisationen, Industrie etc.